Das begehbare Flachdach für die Freizeit

Soziale Räume schaffen

Mehr Miteinander, mehr Lebensqualität: Insbesondere in dicht besiedelten Regionen erfüllt das begehbare Flachdach eine zunehmend soziale Funktion. Auf vielfältige Weise kann es Menschen Begegnungsräume für ihre Freizeit bieten, etwa als Sportanlage, Spielplatz oder Garten.

Für diese Ziele müssen Planer zahlreiche bauliche Aspekte berücksichtigen – von der Belastbarkeit und Zugänglichkeit des Flachdaches bis zur fachgerechten Abdichtung. Erfahren Sie alles Wichtige darüber, wie sich diese Dachkonstruktion realisieren lässt und welche Fördermöglichkeiten hierzu existieren.

1. Verschiedene Nutzungsmöglichkeiten

In städtischen Ballungsräumen lohnt sich der Blick nach oben: Begehbare Flachdächer ermöglichen die effiziente Schaffung sozialer Räume, insbesondere dort, wo am Boden keine zusätzlichen Flächen zur Verfügung stehen. In diesem Abschnitt erhalten Sie einen Überblick über die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten.

Sportanlagen

Ob Fitnessstudio unter freiem Himmel, Beachvolleyball-Turnier fernab des Strandes oder eine Runde Bouldern zur Entspannung – Flachdächer bieten sich für viele Sportarten an. Auch Laufbahnen oder Kletterwände können in das Nutzungskonzept integriert werden.

Ruhezonen

Wer dem stressigen Arbeitsalltag entfliehen möchte, findet auf begehbaren Flachdächern den passenden Ort dafür. Hier lassen sich idyllische Grünanlagen erschaffen – mit gemütlichen Sitzgelegenheiten, Meditationsecken und Aussichtsplattformen für den entspannten Blick in die Ferne.  

Städtischer Gartenbau

Obst, Gemüse und Kräuter anbauen: Im Vergleich zu Balkonen bieten Flachdächer hierfür viel mehr Platz. Sowohl privat als auch gewerblich ermöglicht diese Art des Urban Gardening gute Ernteerträge. Zusätzlich können Bienenzuchtstationen und Insektenhotels errichtet werden.

Gastronomie und Hotellerie

Vom Abendessen bei Sonnenuntergang über Open-Air-Veranstaltungen bis hin zum Pool auf dem Dach – für Restaurants und Hotels ergeben sich auf Flachdächern attraktive Geschäftsmöglichkeiten.

Kinder und Bildung

Spielplätze verwandeln graue Flachdächer in bunte Erlebniswelten. Zudem bieten Dachflächen eine spannende Alternative zum traditionellen Klassenzimmer und ermöglichen das Lernen unter freiem Himmel.

Kultur

Buchstäbliche Höhepunkte lassen sich auf Flachdächern mit kulturellen Angeboten erschaffen. Sowohl Kino- und Theateraufführungen, Live-Konzerte als auch Kunstausstellungen erzeugen an diesen Orten einen besonderen Reiz und werten die städtische Lebensqualität signifikant auf.   


2. Planungs- und Gestaltungskriterien

Für den Bau oder Umbau eines begehbaren Flachdachs müssen mehrere bautechnische Anforderungen erfüllt sein. Neben einer ausreichenden Tragfähigkeit erfordert die Konstruktion eine druckfeste Wärmedämmung, eine hochwertige Dachabdichtung sowie einen witterungsbeständigen Bodenbelag. Gemäß DIN 18531 wird für Flachdächer ein Mindestgefälle von 2 % empfohlen, um eine zuverlässige Entwässerung sicherzustellen. In begründeten Fällen kann ein Flachdach jedoch auch gefällelos geplant und ausgeführt werden – dazu gehören Dachterrassen, Loggien und Balkone.

 

Lasten und Tragfähigkeit

Damit ein Flachdach dauerhaft begangen und genutzt werden kann, muss es eine ausreichende Tragfähigkeit aufweisen. Welche Lasten es tragen muss, hängt vom geplanten Nutzungszweck ab – etwa von der Anzahl der Personen, den Aufbauten oder der Möblierung. Die genaue Berechnung erfolgt durch einen Fachingenieur, der die notwendige Tragfähigkeit anhand der geltenden Normen bestimmt.

Bei Bestandsgebäuden stellt sich die Frage, ob die vorhandene Konstruktion für eine nachträgliche Nutzung ausgelegt ist. Da viele Flachdächer ursprünglich nicht für eine dauerhafte Belastung durch Personen oder Aufbauten geplant wurden, muss ein Fachingenieur oder Statiker prüfen, ob die oberste Geschossdecke, die Tragkonstruktion und das Fundament die zusätzlichen Lasten aufnehmen können. Falls dies nicht der Fall ist, sind gezielte Verstärkungen oder konstruktive Anpassungen erforderlich, bevor das Dach sicher genutzt werden kann.

 

Zugänglichkeit

Ein begehbares Flachdach muss für Nutzer sicher und komfortabel zugänglich sein. Bei Neubauten kann der Zugang direkt in die Planung integriert werden, während er bei Bestandsgebäuden nachträglich geschaffen werden muss.

Für eine nachträgliche Erschließung bestehen zwei Hauptlösungen:

  • Flachdachausstieg: Eine platzsparende Option ist eine Dachluke mit fester Treppe oder Leiter. Da Flachdächer für Wartungszwecke ohnehin zugänglich sein müssen, existiert oft bereits eine einfache Dachöffnung, die genutzt werden kann. Diese Lösung erfordert meist keine oder nur geringe bauliche Anpassungen und eignet sich besonders für kleinere fDachflächen oder private Nutzung.
  • Treppenhaus-Erweiterung: Soll das Flachdach dauerhaft und intensiv genutzt werden, ist eine Erweiterung des bestehenden Treppenhauses die komfortabelste Variante. Sie bietet einen wettergeschützten, barrierefreien Zugang, erfordert jedoch mehr Platz und statische Prüfungen.

Je nach Nutzung kommt auch eine Außentreppe infrage kommen, insbesondere für gewerbliche oder öffentlich zugängliche Flachdächer.

 

Sicherheit

Ein begehbares Flachdach für Freizeitzwecke stellt besondere Anforderungen an die Sicherheit. An den Außenkanten des Daches ist ein Seitenschutz erforderlich, der nach der DGUV Information 201-056 (Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung) mindestens der Ausstattungsklasse 3 entsprechen sollte – insbesondere bei privater Nutzung. Diese Einordnung ergibt sich aus zwei Faktoren: der Nutzungskategorie (in diesem Fall „regelmäßig“, also Kategorie C) und der Nutzergruppe (nicht geschult im Umgang mit Absturzsicherung, z. B. Bewohner oder Hauspersonal). Aus dieser Kombination ergibt sich nach den Empfehlungen der DGUV die Ausstattungsklasse 3.

Die Technischen Regeln für Arbeitsstätten (ASR A 2.1) fordern dafür eine Mindesthöhe des Seitenschutzes von 1 m – ab einer Absturzhöhe von mehr als 12 m sogar mindestens 1,1 m.

Bei öffentlich zugänglichen Dachterrassen, etwa auf Tiefgaragen, Gebäuden mit Spielbereichen o. Ä., ist gemäß DGUV die Ausstattungsklasse 4 notwendig. Diese folgt den allgemeinen Bauvorschriften für den öffentlichen Raum und bietet z. B. spielenden Kindern oder Besuchern ohne Sicherungserfahrung ausreichend Schutz.

Unabhängig von der Ausstattungsklasse sollte die Dachfläche mit einer rutschhemmenden Beschichtung versehen sein, um das Verletzungsrisiko für die Nutzer zusätzlich zu minimieren.
 

Abdichtung

Ein begehbares Flachdach benötigt eine widerstandsfähige Abdichtung nach DIN 18531. Dafür stehen verschiedene Materialien zur Verfügung, darunter mehrlagige Bitumen- oder Polymerbitumenbahnen sowie einlagige Kunststoff- oder Elastomerbahnen.

 

Funktionsschichten

Folgende Schichten ermöglichen die sichere Begehung des Flachdaches:  

  • Dränschicht
    Je nach Dachnutzung kann eine Drainage erforderlich sein. Sie nimmt das eindringende Wasser aus den darüber liegenden Schichten auf und leitet es an die Entwässerungseinrichtung weiter. Hierfür dienen meist mineralische Schüttstoffe oder Dränelemente mit einer Mindesteinbauhöhe von 10 bis 15 cm. Alle Drainage-Elemente müssen das Wasser vertikal und horizontal abfließen lassen. Dabei dürfen sie kaum Staunässe zulassen. Zudem sollten sie das Filtervlies bereits aufkaschiert haben.     
  • Tragschicht
    Diese Schicht verteilt die Lasten und überträgt sie auf die darunter liegenden Schichten. Auf diese Weise sichert sie die Tragfähigkeit der darüber liegenden Deckschicht. 
  • Bettung
    Diese feste, wasserdurchlässige Schicht erfüllt die Funktion als Auflager der Deckschicht. Sie gleicht Maßtoleranzen aus und überträgt einwirkende Kräfte in die Tragschicht.
  • Deckschicht
    Sie ist die oberste Schicht des Flachdaches. Ihre Platten oder Pflaster müssen eine Dicke von mindestens 4 cm aufweisen, wenn sie ausschließlich begehbar sein sollen. Für befahrbare Flächen gelten noch strengere Anforderungen, etwa eine Dicke von mindestens 10 cm.    

3. Vorteile multifunktionaler Flachdächer

Aus mehreren Gründen kann sich ein multifunktionales Flachdach lohnen – sowohl aus sozialen, ökologischen als auch ökonomischen. Die wichtigsten Vorteile erfahren Sie in diesem Kapitel.

Förderung des Gemeinwesens

Mit einem begehbaren Flachdach schaffen Immobilieneigentümer Raum für menschliche Begegnungen – insbesondere in dicht besiedelten Städten ein großer Gewinn. Ob gemeinsam Sport treiben, essen gehen oder den Garten bewirtschaften: Auf vielfältige Weise fördern öffentlich genutzte Dächer das Gemeinschaftsgefühl und Wohlbefinden der Bevölkerung, ohne dass dafür zusätzliche Flächen versiegelt werden müssen.  

Schutz von Klima und Biodiversität

Nicht nur für erholungssuchende Stadtmenschen sind begehbare Grünanlagen auf dem Flachdach von Vorteil – auch die Fauna profitiert davon. Wildbienen, Schmetterlinge und Käfer finden hier ebenso Nahrung wie Ameisen, Vögel und weitere Tiere, die sich teilweise auf der Roten Liste des Bundesamtes für Naturschutz befinden.

Neben der Artenvielfalt sorgt die Dachbegrünung auch ein besseres Mikroklima. Sie bindet Staub, reinigt die Luft und erhöht die Luftfeuchtigkeit. Dank ihrer kühlenden Eigenschaften wirkt sie dem urbanen Hitzeinseleffekt entgegen.

Speicherung von Regenwasser

Begrünte und aktiv genutzte Flachdächer können einen wertvollen Beitrag zum Regenwassermanagement leisten. Besonders intensiv begrünte Dachflächen sind in der Lage, große Mengen Niederschlag aufzunehmen und verzögert abzugeben. Dies entlastet das städtische Kanalisationsnetz bei Starkregen und trägt zur Regulierung des Wasserhaushalts bei.

Ökonomischer Mehrwert

Ein multifunktionales Flachdach kann nicht nur zusätzlichen Raum schaffen, sondern auch wirtschaftliche Vorteile bieten. Durch den Ausbau des Dachs entfällt die Notwendigkeit, zusätzliche Grundstücke zu erschließen – ein Faktor, der insbesondere in dicht besiedelten Gebieten relevant ist. Gleichzeitig wird eine weitere Flächenversiegelung vermieden, was sowohl ökologische als auch städtebauliche Vorteile mit sich bringt.

Darüber hinaus kann eine aktive Nutzung der Dachfläche zur Refinanzierung beitragen. Ob für Veranstaltungen, Sport oder Gastronomie – durch Vermietung, Eintrittsgelder oder Kooperationen lassen sich zusätzliche Einnahmen erzielen. So kann sich der Dachausbau langfristig amortisieren und einen finanziellen Mehrwert für Eigentümer bieten. Eine Wirtschaftlichkeitsprüfung sollte jedoch stets individuell erfolgen.


4. Beispiele aus der Praxis

Wie praxistauglich die Idee eines begehbaren Flachdaches ist, zeigen zahlreiche Fallbeispiele aus urbanen Regionen in Deutschland:

Mehrgenerationenhaus der Baugemeinschaft Olga 07 in Stuttgart
Auf dem Flachdach des Neubauobjekts ist eine abwechslungsreich gestaltete Terrassenlandschaft entstanden. Sie dient der privaten Hausgemeinschaft zum Urban Gardening und als Erholungsfläche.

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Business und Beach Campus in Würzburg
Das viergeschossige Bürogebäude der SPRINTIS GmbH enthält unter anderem drei aufgeständerte Flachdach-Terrassen. Hier finden die Beschäftigten Erholung von ihrer Arbeit – etwa in einer Chill-Area sowie auf Sportflächen für Basketball, Fußball und Beachvolleyball. 

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Clouth 104 in Köln
Auf der 1.100 m² großen Dachterrasse des modernen Bürogebäudes können sich die Beschäftigten der ansässigen Unternehmen in den Arbeitspausen entspannen. Auch Bereiche zum Urban Gardening sind in das intensiv begrünte Flachdach integriert.

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Tageseinrichtung für Kinder Jägerhalde in Stuttgart
Der zweigeschossige Baukörper der Kita nutzt seine beiden Flachdächer optimal als Terrasse und begrünte Spielfläche aus.  

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5. Fördermöglichkeiten (Stand März 2025)

Der Bau eines begehbaren Flachdaches geht häufig mit Maßnahmen einher, die sich staatlich fördern lassen. Zu ihnen zählen moderne Dämmungen ebenso wie Dachbegrünungen. Neben dem Bund unterstützen auch Städte, Kommunen und Länder einige dieser Bau- oder Sanierungsvorhaben finanziell – zum Beispiel durch direkte Zuschüsse, zinsgünstige Darlehen oder die Einsparung von Regenwassergebühren.  

Erstattungen

Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) fördert Dachbegrünungen und die Dämmung von Dachflächen an Bestandsgebäuden, deren Bauantrag oder Bauanzeige mindestens fünf Jahre zurückliegen. Auf diese Weise können sich Bauherrn 15 % der förderfähigen Ausgaben erstatten lassen – bis zu maximal 30.000 Euro pro Wohneinheit.

Zusätzliche 5 % Förderbonus sind möglich, wenn die Sanierungsmaßnahme Teil eines individuellen Sanierungsfahrplans (iSFP) ist. In diesem Fall erhöht sich die Obergrenze auf 60.000 Euro pro Wohneinheit.

Steuerliche Förderung energetischer Gebäudesanierungen

Eine weitere staatliche Fördermöglichkeit für Dachdämmungen bietet das staatliche Klimaschutzprogramm. Es ermöglicht Bauherrn, 20 % der Kosten steuerlich abzusetzen – maximal 40.000 Euro pro Wohnobjekt, verteilt über drei Jahre.

Kredite

Energetische Maßnahmen lassen sich auch über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) fördern. Zum Beispiel gewährt sie für die Sanierung und den Kauf von Effizienzhäusern Kredite bis zu 150.000 Euro je Wohneinheit – mit einem Tilgungszuschuss zwischen 5 und 45 %. 


6. Rechtliche Rahmenbedingungen

Der Bau einer Dachterrasse ist in Deutschland grundsätzlich genehmigungspflichtig. Ob und in welcher Form er erlaubt ist, hängt vom Bebauungsplan des jeweiligen Wohngebietes ab. Bei neu errichteten Gebäuden erfolgt die Genehmigung mit dem Bauantrag. Wer die Dachterrasse hingegen in ein Bestandsgebäude integrieren möchte, braucht eine separate Genehmigung.

Für die Beantragung müssen Bauherrn verschiedene Unterlagen einreichen – darunter etwa die Bauunterlagen des Architekten und statische Gutachten. Sofern sich die Terrasse über Wohnraum befindet, sind auch Informationen zur Dämmung erforderlich.    


7. Zusammenfassung: Mehrwert durch genutzte Flachdächer – Raum, Umwelt und Wirtschaftlichkeit vereint

Insbesondere in stark verdichteten Städten zeigt sich: Die Mehrwerte begehbarer Flachdächer sind für die Freizeitgestaltung der Bevölkerung enorm. Sie eignen sich hervorragend als soziale Räume, in denen Menschen gemeinsam gärtnern, essen, spielen oder Sport treiben. Kinoabende oder Konzerte lassen sich an diesen Orten ebenso gut organisieren wie Beachvolleyball-Turniere oder Kunstausstellungen. Zusätzlich an Qualität gewinnen begehbare Flachdächer mit einer Begrünung, die Klima und Biodiversität fördert.  

Um diese Dachflächen fachgerecht zu errichten, müssen in der Planung Aspekte wie die Belastbarkeit, Zugänglichkeit und Sicherheit berücksichtigt werden. Für eine lange Lebensdauer brauchen begehbare Flachdächer zudem eine langzeitsichere Abdichtung nach DIN 18531. 

Auch finanzielle Anreize existieren für diese Bauvorhaben: Bund, Länder, Städte und Kommunen fördern sie etwa durch Erstattungen, steuerliche Vorteile oder günstige Kredite.

Kompakt

Begehbare Flachdächer bieten ein enormes soziales Potenzial. Besonders in dicht besiedelten Städten schaffen sie wertvolle Räume für die gemeinsame Freizeitgestaltung – sei es im sportlichen, gärtnerischen oder kulturellen Bereich. Damit diese vielfältigen Nutzungen langfristig möglich sind, müssen die Dachkonstruktionen stabil, leicht zugänglich und zuverlässig abgedichtet sein. Der Bau solcher Flächen wird von Bund, Ländern, Städten und Kommunen finanziell unterstützt.

Die rund 1.100 Quadratmeter große Dachterrasse verfügt über intensiv begrünte Flächen, die auch zum Urban Gardening genutzt werden. © HG Esch

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