Mit dem Flachdach Contest 2023 hat der vdd Industrieverband Dach- und Dichtungsbahnen e.V. zum mittlerweile dritten Mal nach den besten genutzten Flachdach-Gebäuden in ganz Deutschland gesucht. Der Wettbewerb bietet Architektinnen und Architekten sowie Inhabern von Architekturbüros die Möglichkeit, ihre besten Projekte einzureichen und auszeichnen zu lassen.
Preisvergabe Flachdach Contest 2023
Begründung der Jury zur Entscheidung der Preisträger 2023
16.04.2024
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Kompakt
Begründung der Jury zur Entscheidung der Preisträger 2023
Im Fokus des Flachdach Contests 2023 standen so genannte genutzte Flachdächer, die einen Beitrag leisten können, die gesteckten Klimaziele zu erreichen und die Lebensqualität zu verbessern. Die dazu eingereichten Objekte zeichneten sich dabei durch hohe Kreativität, Qualität und Bandbreite aus. Eingereicht wurden u.a. Einfamilienhäuser, Wohnanlagen, Schulen, Kindergärten, Universitätsgebäude, Forschungsgebäude, Besucherzentren Gewerbehallen, Industriegebäude und Bürobauten, ein Behindertenwohnheim sowie ein Parkhaus.
Ergänzend zum Online-Voting wurde erstmals eine Fachjury berufen, um das beste genutzte Flachdach ausfindig zu machen, und damit zur Auswahl der Preisträger beizutragen. Während das Online-Voting ohne besondere Kriterien durchgeführt wurde, diskutierte und beleuchtete die Jury konkretere Aspekte wie zum Beispiel die Strahlkraft und die Auswirkungen auf das direkte Umfeld, die Zahl der Nutzungsarten bzw. die Ausnutzung der Kombinationsmöglichkeiten genutzter Flachdächer, Ästhetik, das Engagement des Bauträgers für mehr Nachhaltigkeit, vorausschauende Planung sowie Originalität und Kreativität.
1. Platz: Wohn- und Geschäftsgebäude in Tübingen
Am Rande der Tübinger Altstadt und direkt oberhalb der mittelalterlichen Stadtmauer haben Dannien Roller Architekten + Partner ein spätklassizistisches Wohn- und Geschäftshaus umgebaut und durch einen eingeschossigen Anbau als eigenen Bürositz erweitert. Charakteristisch für den Neubau ist die schräg abfallende, dabei dreifach terrassierte Dachlandschaft.
- Die Dachlandschaft bettet sich sensibel in die Hanglage des Grundstücks ein und wird damit ganz selbstverständlich Bestandteil der vorgegebenen Topografie. Im Zusammenspiel wurde eine respektvolle Einbindung in das historische Stadtgefüge oberhalb der mittelalterlichen Stadtmauer erreicht, die Alt und Neu harmonisch zusammenfügt.
- Der Neubau ermöglicht eine anspruchsvolle Neunutzung einer bislang ungenutzten innerstädtischen Brache. Das begrünte Flachdach schafft dabei einen willkommenen Lebensraum für Vögel und Insekten und ermöglicht so mehr Biodiversität.
- Die Flachdachfläche ist von den angrenzenden Altbauten aus einsehbar. Die Begrünung bietet Anwohnerinnen und Anwohner eine deutliche Aufwertung des Standortes und wird ihrer Rolle als fünfte Fassade gerecht.
Ausfühlicher Objektbericht: Wohn- und Geschäftsgebäude in Tübingen
Fazit: Der Entwurf zeigt exemplarisch auf, wie sich innerstädtische Brachen intelligent nutzen lassen und welche Rolle begrünte Flachdächer dabei spielen können.
2. Platz: Beach- und Businesscampus in Würzburg
Beim Neubau des „Business & Beach Campus“ für einen Druckereigroßhandel haben die beiden Büros archicult GmbH – breunig architekten und Hofmann Keicher Ring Architekten ein komplexes Gebäudeensemble geschaffen, das insbesondere durch seine vielfältige Flachdachnutzung überzeugt. Im Ergebnis wurde eine intelligente Nachverdichtung und Doppelnutzung einer innerstädtischen Fläche erreicht.
- Auf dem Flachdach der Logistikhalle ist ein Parkdeck mit 62 Stellflächen entstanden, ohne dass zusätzliche Fläche versiegelt werden musste.
- Zusätzlich wurden drei Terrassen in Holzbauweise aufgeständert. Die drei „Inseln“ stehen als Sport- und Eventflächen zur Verfügung und bieten so ein attraktives und innovatives Arbeitsumfeld für die Beschäftigten.
- Die Flachdachflächen der Bürogebäude sind ergänzend als extensive Grünfläche gestaltet und sorgen so für eine verbesserte Biodiversität vor Ort. Die integrierte Photovoltaikanlage trägt ergänzend zur Stromversorgung bei.
- Insgesamt schafft es der Business & Beach Campus, die vielfältigen Nutzungsformen geschickt zu vereinen, wodurch es gelingt, die ansonsten eher unspezifische Architektur aufzuwerten.
Ausführlicher Objektbericht: Beach- und Businesscampus in Würzburg
Fazit: Der Entwurf überzeugt durch seine vielfältigen Flachdachnutzungen. Im Ergebnis wird eine vorbildhafte vertikale Stapelung der Funktionen Firmengelände, Parkflächen, Büroflächen, Freizeit sowie Begrünung und Energie erreicht.
3. Platz: Wohnanlage „Der kleine Prinz“ in München
Auf dem Areal der ehemaligen Prinz-Eugen-Kaserne in München haben dressler mayerhofer rössler architekten und stadtplaner das nachhaltige Wohnungsbauprojekt „Der kleine Prinz“ geschaffen. Die Bebauung umfasst einen sechszeiligen Teppich mit insgesamt 24 zwei- bis dreigeschossigen Atriumhäusern, dem sich in Richtung Süden zwei viergeschossige Punkthäuser mit weiteren 15 Wohnungen anschließen. Wichtiger Bestandteil der Architektur sind die begrünten Flachdachflächen.
- Die begrünten Flachdachflächen sind durchgehend mit Sedum begrünt und schaffen damit einen willkommenen Lebensraum für Vögel und Insekten.
- Die Dachflächen der Punkthäuser stehen zusätzlich als gemeinsam nutzbare Urban-Gardening-Flächen zur Verfügung. Die Bewohnerinnen und Bewohner haben so die Möglichkeit, ihr eigenes Gemüse anzubauen.
- Generell bietet die Wohnanlage viele Gelegenheiten und dazu passende Treffpunkte, also Orte, an denen sich Bewohner austauschen können (Stichwort soziale Nachhaltigkeit). Damit stellen die Dachflächen einen zusätzlichen Treffpunkt für die Bewohner:innen dar und fördern so das soziale Miteinander.
Ausführlicher Objektbericht: Wohnanlage „Der kleine Prinz“ in München
Fazit: Das Projekt überzeugt als gelungener Beitrag zur Konversion eines ehemaligen Kasernengeländes. Der hohe ökologische Anspruch der Holzbausiedlung wird durch die Begrünung der Flachdächer gestärkt. Die Möglichkeit zum Urban Gardening fördert gleichzeitig das soziale Miteinander der Bewohnerinnen und Bewohner.
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