Begrünung für das Flachdach

Wie sich die Potenziale begrünter Dächer fachgerecht entfalten lassen

Längst hat sie sich als effektive Maßnahme gegen die Auswirkungen des Klimawandels erwiesen: die Begrünung des Flachdachs. Zahlreiche ökologische, wirtschaftliche und soziale Vorteile entstehen durch diese Art der Dachnutzung. Voraussetzung dafür: Begrünte Flachdächer müssen fachgerecht geplant und umgesetzt werden – vom Dachaufbau über die Dachabdichtung bis hin zur Pflege. Hier erfahren Sie mehr zum Thema Flachdach-Begrünung.

1. Arten der Flachdach-Begrünung

Ein Flachdach lässt sich auf unterschiedliche Arten begrünen – abhängig von den baulichen Voraussetzungen und vom erwünschten Pflegeaufwand.

Intensivbegrünung

Bei dieser Methode entsteht auf dem Flachdach ein aufwendiger Garten, der aus Stauden, Sträuchern, Rasenflächen, Gemüsebeeten und Wegen bestehen kann. Sogar Bäume lassen sich hier integrieren. Neben einer Baugenehmigung erfordert diese Art von Grün-Flachdach regelmäßige Pflege und Wartung.

Einfache Intensivbegrünung

Die günstigere Sonderform der Intensivbegrünung verzichtet auf hochwachsende Sträucher und Bäume. Stattdessen dominieren niedrige Stauden, Gräser und kleinere Gehölze, die allesamt weniger Pflege erfordern. Die Substratschicht ist höher als bei einer Extensivbegrünung.

Extensivbegrünung

Diese besonders einfache und kostensparende Begrünungsvariante kommt am häufigsten auf Garagen zum Einsatz. Ob Sedum, Moose oder Gräser: Die ausgewählten Pflanzen wachsen flach und sind robust gegen Sonne, Trockenheit und Wind – entsprechend gering ist der Pflegeaufwand. In der Regel erfordert die Extensivbegrünung keine Baugenehmigung. 

Was ist ein Biodiversitätsgründach? 

Eine Dachbegrünung, die mithilfe einer erhöhten Struktur- und Pflanzenvielfalt die Fauna fördert. Durch sie finden besonders Insekten und Bodentiere zusätzliche Nistplätze und Lebensräume. Sogar Extensivbegrünungen lassen sich einfach und günstig zu Biodiversitätsgründächern erweitern – zum Beispiel durch Totholz, Steine oder Wasserflächen.  


2. Vorteile vom Grün-Flachdach

Umweltfreundlich, kostensparend, optisch ansprechend: Das Grün-Flachdach erweist sich als modernes Multitalent, das sich in der Städteplanung bereits seit Jahren etabliert hat.  

„Das Flachdach hat das Potenzial, die Zukunft zu gestalten.“

Dr.-Ing. Rainer Henseleit, Geschäftsführer Der dichte Bau GmbH

Bautechnisch

Wärmedämmend im Winter, kühlend im Sommer: Flachdach-Begrünungen sind natürliche Klimaanlagen, die den Lebenskomfort der Bewohner deutlich erhöhen. Ihre Pflanzen dienen auch als Schallschutz – effektiv verringern sie städtische Lärmbelästigungen durch Straßen und Flugverkehr. Ebenso sorgen sie dafür, dass die Dachabdichtung weniger beansprucht wird – etwa durch UV-Strahlung, hohe Temperaturdifferenzen und mechanische Belastungen wie Hagelschlag. 

Ein weiterer Vorteil: Mit Begrünungen erfordert das Flachdach weniger abwassertechnische Anlagen. Reduzieren lassen sich dadurch zum Beispiel die Dachabläufe oder Abflussquerschnitte von Fallleitungen.

Ökonomisch

Die Begrünung des Flachdaches verlängert seine Nutzungsdauer und steigert den Immobilienwert. Ihre Funktion als natürliche Klimaanlage spart ganzjährig Energie. Wird die Dachfläche als Gartenersatz genutzt, lassen sich die Kosten für ein zusätzliches Gartengrundstück sparen.

Zugleich fördern einige Städte und Kommunen Grün-Flachdächer durch finanzielle Vorteile – zum Beispiel direkte Zuschüsse, zinsgünstige Darlehen oder die Reduzierung von Regenwassergebühren.

Ökologisch

Bei Starkregen stoßen viele städtische Kanalisationsnetze immer wieder an ihre Grenzen. Grün-Flachdächer entlasten sie, indem sie Regenwasser speichern und damit zurückhalten. Bereits eine einfach Extensivbegrünung kann bis zu 40 l/m2 des Niederschlagwassers speichern – eine Intensivbegrünungen, je nach Höhe der Substratschicht, sogar bis zu 100 l/m2. Durch den Einsatz zusätzliche Retentionselemente kann diese Menge noch erweitert werden.

Begrünte Flachdächer bieten einen Lebensraum für Flora und Fauna. Zum Beispiel finden hier Wildbienen, Schmetterlinge, Ameisen, Käfer und Wanzen Nahrung. Oft lassen sich auf Gründächern bedrohte Tiere entdecken, die auf der Roten Liste des Bundesamtes für Naturschutz stehen. So tragen diese Konstruktionen maßgeblich dazu bei, die Artenvielfalt zu erhalten und zu erweitern.

Zudem verbessern sie das Kleinklima, indem sie Staub binden, die Luft reinigen und die Luftfeuchtigkeit erhöhen. Ihre kühlende Wirkung reduziert den urbanen Hitzeinseleffekt.

Städtebaulich

Die Begrünung von Flachdächern verschönert das Stadt- und Landschaftsbild optisch. Menschen in Ballungsgebieten finden hier einen natürlichen Erholungsraum, der ihre Gesundheit und Leistungsfähigkeit fördert. Als grüne Oasen lassen sich Flachdächer mit Intensivbegrünungen vielfältig nutzen – von der Begegnungsstätte über die Spielfläche bis zum Sportplatz. Bewohner können auf ihnen auch Gemüse-, Obst-, Blumen- oder Kräutergärten anlegen (genannt: Urban Gardening oder Farming).


3. Planung & Ausführung

Damit das Grün-Flachdach seine Vorteile dauerhaft entfaltet, ist eine fachgerechte Planung und Umsetzung erforderlich. Planer müssen hierbei zahlreiche Aspekte berücksichtigen – von der Statik über den Dachaufbau bis zur Auswahl der geeigneten Pflanzenarten. 

Statische Lasten

Die Begrünung eines Flachdaches erhöht sein Gewicht beträchtlich – je nach Aufbauhöhe zwischen 60 und 400 Kilogramm pro Quadratmeter. So wirken beispielsweise auf ein nur 200 Quadratmeter großes Dach bis zu 80 Tonnen zusätzlich ein. Bei Regen steigert sich die Last nochmals, da das Niederschlagwasser vom Dach gespeichert wird. Diese Faktoren hat der Statiker einzubeziehen, um ein sicheres Grün-Flachdach zu planen. Auch wichtig: Bei starken Winden muss die Begrünung lagesicher bleiben.

Dachneigung

Viele Grün-Flachdächer speichern zwar einen Großteil des Regens, doch das Überschusswasser muss abgeführt werden. Andernfalls können Pflanzen durch stehendes Wasser absterben. Um dieser Gefahr vorzubeugen, empfiehlt sich für die meisten Begrünungsarten eine Dachneigung von zwei bis fünf Grad.

Ist sie höher, muss aufgrund des stärkeren Oberflächenabflusses eine zusätzliche Speicherkapazität eingeplant werden. Dachneigungen von mehr als zehn Grad erfordern zudem eine fachgerechte Abrutsch- und Schubsicherung. Nur so lässt sich die Begrünung vom Flachdach sicher befestigen.   

Für Intensivbegrünungen mit einer Anstaubewässerung bis 100 Millimeter eignet sich auch ein geringeres Gefälle. Voraussetzung: Es werden Maßnahmen getroffen, die die Wasserunterläufigkeit begrenzen oder verhindern. Dazu zählen etwa die vollflächige Verklebung der Abdichtungsschicht auf dem Untergrund oder die Abschottungen innerhalb der Wärmedämmschichten bei wasserleitenden Dämmstoffen.

Schutz vor Durchwurzelung 

Die Abdichtung eines Grün-Flachdaches muss wurzelfest sein. Andernfalls könnten die Pflanzen die Abdichtungsschicht beschädigen, so dass Wasser ins Gebäude eindringt. Hierfür eignen sich entsprechende Abdichtungsbahnen aus Polymerbitumen oder Kunststoff- und Elastomerbahnen.

Prüfverfahren bei Abdichtungsbahnen beachten 

Bei Polymerbitumen- und Kunststoffbahnen muss der Durchwurzelungsschutz eindeutig nachgewiesen sein – entweder durch das europäische Prüfverfahren DIN EN 13948 oder das zweijährige Prüfverfahren der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau (FLL).

Mehrschichtiger Aufbau

Für ihre beständige Nutzung sind viele Grünflachdächer mehrschichtig aufgebaut:

  • Dachunterkonstruktion
    Mit ihrer fachgerechten Bauweise ist das Dach ausreichend tragfähig und gut gedämmt.
  • Dachabdichtung
    Sie schützt das Gebäude gegen eindringende Wurzeln und Feuchtigkeit. 
  • Schutzlage
    Vliese oder Gummigranulatmatten bewahren die Dachabdichtung vor mechanischen Schäden.
  • Dränschicht mit Wasserspeicherung
    Die Drainage leitet das überschüssige Wasser sicher ab. Sie besteht aus Kunststoffen oder Schüttungen wie Lava oder Blähton. Bei extensiven Dachbegrünungen ist sie etwa zwei bis sechs Zentimeter dick, bei intensiven Dachbegrünungen sechs bis zwölf Zentimeter.
  • Filtervlies
    Diese wasserdurchlässige Schicht schützt die darunterliegende Drainage, indem sie das Einschlämmen von Feinteilen verhindert. Sie ist circa 0,5 Zentimeter hoch. 
  • Vegetationstragschicht
    Sie versorgt die Pflanzen mit ausreichend Nährstoffen. Statt eines natürlichen Bodens dient hierfür meist ein mineralisches Substrat – etwa Lava, Bläh- oder Tonschiefer. Die Schicht ist bei extensiven Dachbegrünungen fünf bis zehn Zentimeter dick, intensive Dachbegrünungen erfordern eine Dicke von rund 20 bis 35 Zentimeter. 
  • Vegetation
    Je nach Vegetationsform besteht diese Schicht aus unterschiedlichen Pflanzen.  

Einfacher Aufbau

Extensive Dachbegrünungen ermöglichen auch einen einfacheren und kostengünstigeren Aufbau ohne Dränschicht und Filtervlies. Hier übernimmt eine einzige Schicht Mineralsubstrat mit einer Höhe von etwa acht bis zwölf Zentimetern die Funktionen von Drainage, Filterschicht und Vegetationstragschicht.

Pflege

Flachdächer mit Extensivbegrünung erfordern nur wenig Pflege. Oft werden sie mit robustem Sedum bestückt. Diese Pflanzengattung ist frosthart, kann in seinen Blättern Wasser speichern und braucht nur wenige Nährstoffe – ideal geeignet für trockene Standorte. Demnach müssen extensiv begrünte Flachdächer gewöhnlich nicht bewässert und nur selten gedüngt werden. Zu den regelmäßigen Pflegeaufgaben gehört es lediglich, den Fremdbewuchs zu entfernen.

Intensivbegrünungen erfordern dagegen einen deutlich höheren Pflegeaufwand. Regelmäßig müssen die Pflanzen mit Wasser und Nährstoffen versorgt und dazu beschnitten werden. Bei einfachen Intensivbegrünungen genügt eine gelegentliche Bewässerung. Zweimal im Jahr empfiehlt sich ein Kontrollgang, um den Zustand der Begrünung zu beurteilen. Dabei zählen auch die Reinigung der Gullys und Rinnen sowie die Prüfung der Dachabdichtung zu den wiederkehrenden Wartungsaufgaben.


4. Begrünung & Solaranlage erzeugen Synergien

Der ökologische Nutzen eines Grün-Flachdaches ist ohnehin hoch. Doch gemeinsam mit einer Solaranlage ergeben sich zusätzliche Synergieeffekte. Zum Beispiel dient die Vegetationsschicht als Auflast zur Windsogsicherung der Anlage. So lässt sie sich mit weniger Aufwand montieren – ohne Dachdurchdringung und schwere Einzellasten.

Zudem arbeitet die Solaranlage im Sommer deutlich effektiver, wenn sie sich auf einem Grün-Flachdach befindet. Die Ursache: Durch die Bepflanzung sinkt die Umgebungstemperatur im Vergleich zu nackten oder bekiesten Dächern – schnell entstehen so Differenzen von 20 Grad Celsius. Die Solaranlage gewinnt dadurch rund zehn Prozent an Leistung, da sie ab einer Betriebstemperatur von 25 Grad Celsius gewöhnlich mit jedem weiteren Grad Außentemperatur etwa 0,5 Prozent an Leistung verliert.


5. Zusammenfassung

Ob in pflegeleichter oder aufwändiger Umsetzung: Grün-Flachdächer erfüllen wichtige Funktionen für Gesellschaft und Umwelt – insbesondere in dicht besiedelten Städten. Sie verschönern den urbanen Lebensraum, bieten natürliche Rückzugsorte für Erholungssuchende und reduzieren Hitzeinseleffekte. Tiere und Pflanzen erhalten durch sie Lebensraum. Für Menschen sind Flachdach-Begrünungen auch ökonomisch ein Gewinn – zum Beispiel aufgrund eingesparter Energie und des steigenden Immobilienwertes.

Um von diesen Vorteilen langfristig zu profitieren, müssen bei der Planung zahlreiche Aspekte bei der Planung und Umsetzung beachtet werden. Große Aufmerksamkeit erfordern die statischen Lasten, da eine Begrünung das Gewicht des Flachdaches erheblich steigert. Auch eine Dachneigung empfiehlt sich, mit der sich Überschusswasser sicher abführen lässt. Bei der Wahl der Abdichtungsbahnen ist zu beachten, dass sie Verwurzelungen in der Dachabdichtung verhindern. Ein fachgerecht geplanter Aufbau schützt das Flachdach optimal vor Umwelteinflüssen. 

Synergieeffekte ergeben sich durch die Kombination des Grün-Flachdaches mit einer Solaranlage. Die Begrünung erleichtert ihren Aufbau und erhöht zugleich signifikant ihre Leistungsfähigkeit. 

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Kompakt

Flachdachbegrünung bietet vielfältige ökologische sowie ökonomische Vorteile. Sie verbessert die Energieeffizienz, reduziert den Energiebedarf für Heizung und Kühlung, entlastet das Kanalsystem bei Regen, fördert Artenvielfalt, dient als Schallschutz, verbessert die Luftqualität und steigert den Immobilienwert. Es gibt zwei Arten: intensive und extensive. Bei der Planung sind Statik, Abdichtung und Schichtsystem entscheidend. Regelmäßige Pflege, Unkrautkontrolle, Bewässerung, Düngung und Inspektion sind essenziell. Die Kombination mit Solaranlagen verstärkt die Effizienz beider Systeme.

Die rund 1.100 Quadratmeter große Dachterrasse verfügt über intensiv begrünte Flächen, die auch zum Urban Gardening genutzt werden. © HG Esch

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