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Grünes Licht für Gründächer

21.03.2023

Kompakt

Gründächer sind – egal ob extensiv oder intensiv begrünt – ein Gewinn für das Mikroklima von Städten. Sie bieten darüber hinaus nicht nur ökologische, sondern auch ökonomische Vorteile. Eine zuverlässige Abdichtung mit einem guten Durchwurzelungsschutz ist dabei unerlässlich. Bezüglich radizider Stoffe in Abdichtungen konnte eine valide wissenschaftliche Entwarnung gegeben werden, was chemische Belastungen betrifft. Das heißt: Grünes Licht für grüne Dächer.

Grünes Licht für Gründächer

Ökologisches Bauen erfreut sich bereits seit den 1960er-Jahren großer Beliebtheit. Die opportune Wechselbeziehung zwischen Menschen, gebauter Umwelt und Ökosystemen in den Fokus zu stellen, ist hierbei der Grundgedanke. Extensiv und intensiv begrünte Dächer bieten zahlreiche Vorteile für Gebäude, Mensch und Natur und sind mittlerweile weltweit auf dem Vormarsch. Neben der optischen Gebäudeaufwertung bieten Gründächer zahlreiche ökologische sowie ökonomische Vorteile, stellen aber zugleich Planer und Architekten vor spezielle Herausforderungen.

Richtig abdichten und Risiken im Vorfeld an der Wurzel packen

Eine sorgfältige Konzeption und fachgerechte Verarbeitung des gesamten Gründachaufbaus ist obligatorische Voraussetzung, damit Bauherren von sämtlichen Vorteilen profitieren können. Deshalb ist bei begrünten Dacharealen – unabhängig davon, ob intensiv oder extensiv – grundsätzlich sicherzustellen, dass die Abdichtungsbahnen nicht durch Wurzeln beschädigt werden und somit Wasser in das Gebäude eindringen kann. Wurzelfeste Polymerbitumenbahnen erfüllen diesen Zweck zuverlässig und haben sich als optimales Abdichtungsmaterial für Gründächer bewährt.

Grundsätzlich gibt es zwei Methoden, die Durchwurzelung von Bitumenbahnen zu verhindern: Bei der rein mechanischen Lösung enthalten wurzelresistente Spezialbitumenbahnen eine Metallbandeinlage aus Kupfer und begegnen so dem Wachstumsdruck der Wurzeln mit Hilfe dieser mechanischen Barriere. Die Alternative hierzu ist der Einsatz eines chemischen Durchwurzelungsschutzmittels, üblicherweise Mecoprop. Die radiziden Wirkstoffe, die bei der Produktion in sehr geringer Konzentration von deutlich unter 0,5 Gew.-% bezogen auf die Bitumenmasse beigemischt werden, sorgen dafür, dass die Wurzelspitze verhornt und an entsprechender Stelle nicht weiterwächst. Die Wurzel bleibt intakt und treibt an anderer Stelle neu aus. Jegliche Schädigung der Abdichtungsschicht durch einwachsende Pflanzenwurzeln kann so sicher vermieden werden.

Präzise Prüfverfahren garantieren sicheren Wurzelschutz

Der Einsatz von Bitumenabdichtungen unterliegt strengen Normen. Für intensiv und extensiv begrünte Dachflächen fungiert bzgl. der Abdichtungsart die DIN 18531: 2017-07 als normative Grundlage. Sofern durchwurzelungsfest ausgerüstete Polymerbitumenbahnen zum Einsatz kommen, muss der Durchwurzelungschutz eindeutig nachgewiesen sein. Dies kann sowohl durch eine Prüfung nach DIN EN 13948, einem europäischen Prüfverfahren, erfolgen als auch durch das zweijährige Prüfverfahren der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau (FLL). Der Nachweis der Durchwurzelungsfestigkeit ist nach beiden Verfahren anerkannt und zulässig.

Neue empirische Erkenntnisse stimmen zuversichtlich

Kritische Stimmen, die eine Auswaschung von Wurzelschutzmitteln – wie dem Herbizid Mecoprop – und damit einhergehend eine Umwelt- und Grundwasserbelastung befürchten, konnten mittlerweile empirisch und auch international studienübergreifend widerlegt werden. Das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt) legte nach Abschluss einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik IBP Holzkirchen einen Grenzwert von 47 mg/m2 für den akzeptablen Austrag von Wurzelschutzmitteln aus Wurzelschutzbahnen fest. Die umfassenden Untersuchungen des beauftragten Frauenhofer-Instituts zeigten unmissverständlich, dass unterhalb dieses Grenzwertes eine Beeinträchtigung des Grundwassers definitiv ausgeschlossen werden kann. Additiv wird die exakte Limitierung bei nächster Überarbeitung in die Musterverwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen (MVV TB) aufgenommen und gilt damit als anerkannte „maximal akzeptable Mecoprop-Eintragskonzentration“.

Generell ist festzustellen, dass die Menge an notwendigem Wurzelschutzmittel über die Jahre stetig reduziert werden konnte – während weiterhin ein sicherer Wurzelschutz gewährleistet wurde. Trotz geringerer Konzentrationen erreichen die Bahnen somit problemlos ihren Nachweis des Widerstands gegen Durchwurzelung gemäß DIN EN 13948 oder nach FFL-Verfahren. Empirische Studien aus anderen Ländern, wie z. B. der Schweiz, kamen diesbezüglich zu deckungsgleichen Ergebnissen.

 

Nachhaltiges Bauen – Mit Sicherheit eine gute Perspektive

Die Vorteile von Gründächern sind vielschichtig und bezüglich radizider Stoffe in Abdichtungen konnte eine valide wissenschaftliche Entwarnung gegeben werden, was chemische Belastungen betrifft. Obgleich jedoch ökologisches Bauen immer größeren Anklang findet, werden begrünte Dächer noch deutlich zu wenig eingesetzt. Die Herausforderung scheint zu sein, eine engmaschige Abstimmung zwischen Verbänden, Städten und Firmen weiter zu forcieren und zu optimieren und die Verantwortlichen noch intensiver für die Vorzüge zu sensibilisieren.

Bundesweit werden jährlich ca. 8 Mio. mDachflächen als Gründach angelegt oder neu begrünt, dies entspricht jedoch nur 5 bis 10 Prozent der neu entstandenen Flächen. Hauptsächlich – konkret mit über 80 Prozent - wird mit Extensivbegrünung (pflegeleichte flachwachsende Pflanzenarten) gearbeitet, in den vergangenen Jahren nahm aber auch der Anteil an Intensivbegrünung zu, vor allem durch die vermehrte Begrünung von Tiefgaragen. Erfreulicherweise werden Dachbegrünungen mittlerweile mehr und mehr auch öffentlich gefördert und gefordert.

Die Sorge bzgl. des Austritts chemischer Gefahrenstoffe aus Abdichtungen konnte durch die wissenschaftlichen Studien minimiert werden. Zudem muss jeder Hersteller konkrete Nachweise erbringen, dass der festgelegte Grenzwert eingehalten wird. Angestrebt wird additiv ein Verbandsgutachten des vdd, in dem sich entsprechende Produkte zusammengefasst aufgelistet wiederfinden. Auch beim Thema Gründachabdichtungen bieten hier die „Technischen Regeln – abc der Bitumenbahnen“ optimale Hilfestellungen und Empfehlungen für Planer, Architekten und Dachdecker.

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19.02.2024 - 13:14 Uhr

Danke für den Beitrag. Bei der Planung unserer Terrassenüberdachung war das meine Sorge, dass das Gründach eben nicht ganz so "grün" ist wegen der Auswaschung. Also scheinen die Vorteile doch nach wie vor zu überwiegen.