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Archivgebäude

Nullemissionsgebäude aus der Hand von Banz und Riecks

11.10.2022

Baujahr: 2011

Bielefeld

© Archivgebäude Bielefeld, Fotoquelle: thomas koculak - banz + riecks

Kompakt

Objekt: Archivgebäude in Bielefeld-Bethel
Standort: Bethelplatz, Bielefeld
Bauherr: Immobilienmanagement der von Bodelschwinghschen Anstalten Bethel; Evangelische Kirche von Westfalen
Planung: Banz + Riecks Architekten, Bochum
Dachabdichtung: HOME Bedachung GmbH, Hille
Fertigstellung: 2011

Archivgebäude

Unter einem Dach

Die Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel in Bielefeld gehören zu den größten diakonischen Einrichtungen in ganz Europa. Zuletzt ist hier ein neues zentrales Archivgebäude der Bodelschwinghschen Stiftungen sowie der Evangelischen Kirche von Westfalen fertiggestellt worden. Der Neubau der Bochumer Architekten Banz + Riecks integriert auf einer Bruttogeschossfläche von 8000 Quadratmetern hochwertige Archiv-, Bibliotheks-, Seminar- und Verwaltungsflächen. Eine Besonderheit des als Nullemissionsgebäude ausgeführten Archivbaukörpers ist der geringe Gesamtenergiebedarfswert von lediglich 31,8 Kilowattstunden je Quadratmeter und Jahr, der die Anforderungen der EnEV 2009 um mehr als 70 Prozent unterschreitet und der über eine Photovoltaikanlage komplett regenerativ gedeckt wird.

Der an zentralem Standort am Bethelplatz gelegene Komplex setzt sich zusammen aus einem umgenutzten dreigeschossigen Bürogebäude aus den 1970er-Jahren, dem so genannten „Haus Ophir“, und einem rückseitig in südöstlicher Richtung sich anschließenden, in Stahlbetonbauweise errichteten Neubau. Augenfällig ist dabei der deutliche architektonische Kontrast zwischen beiden Baukörpern. Denn während sich der betont funktional gestaltete Altbau mit langgestreckten horizontalen Fensterbändern, einem vorgeschobenen Erdgeschoss und einer breiten Treppenanlage zum Bethelplatz hin öffnet, präsentiert sich der Neubau in streng minimalistischer Architektursprache mit einem massiven Betonsockel und einer weitgehend fensterlosen Gebäudehülle mit vertikal gegliederten Holzprofilen.

Im Altbau wurden ein großes Foyer, ein Seminarraum sowie sämtliche Mitarbeiterbüros integriert. Im Neubau steht auf vier Ebenen ein modern ausgestattetes Archiv mit insgesamt rund 20.000 Regalmetern an Stellfläche zur Verfügung. Der Atrium-Innenhof zwischen beiden Baukörpern kann als zusätzliche Außenfläche bei Veranstaltungen einbezogen werden.

Extrem gut gedämmter Dachaufbau im Passivhaus-Standard mit Bitumenabdichtung

Hohe Anforderungen bei der Ausführung des Gebäude-Ensembles stellte auch die Abdichtung der insgesamt 785 Quadratmeter großen Flachdachflächen von Neu- und Altbau. Mit der Ausführung sämtlicher Arbeiten hatte der Bauherr das Dachdeckerunternehmen HOME Bedachung GmbH aus dem westfälischen Hille bei Minden beauftragt, das gleichzeitig auch die hinterlüfteten Eternitfassaden bei beiden Gebäude realisiert hat. Um eine bautechnisch sichere Abdichtung zu erhalten, wählten die Dachdecker für sämtliche Flächen einen Aufbau als klassisches Warmdach mit einer zweilagigen Bitumenabdichtung. Insgesamt war das Unternehmen rund zwölf Monate vor Ort und in dieser Zeit je nach Baufortschritt mit sechs bis acht Mitarbeitern tätig.

Bei der Dachabdichtung des Neubaus wurde oberhalb der Stahlbetondecke zunächst eine Elastomerbitumen-Dampfsperrbahn zum Schutz gegen Diffusion aufgeschweißt. Eine Besonderheit stellte anschließend die Gefälledämmung dar: „Denn um die strengen Vorgaben des Passivhaus-Standards einzuhalten, mussten wir eine extrem dicke Dämmung mit einer Stärke von 35 bis 68 Zentimetern aufbringen“, erklärt Projektleiter Uwe Horstmann. Im unteren Bereich besteht die Dämmung aus hochwertigem Polyurethan, im oberen Bereich wurde aus Kostengründen EPS-Hartschaum verwendet. Das Gefälle von zwei Prozent ermöglicht dabei einen sicheren Abfluss von Regenwasser. Oberhalb der Dämmung kam eine kaltselbstklebende Elastomerbitumenbahn als untere Abdichtungslage und als Notabdichtung zum Einsatz. Als Oberlage wurde eine Polymerbitumen-Schweißbahn mit einer mechanisch extrem hochbelastbaren Polyesterverbundträgereinlage vollflä-chig aufgeschweißt.

Beim Altbau musste vor der kompletten Neuabdichtung des Daches zunächst die vorgefundene Altabdichtung abgetragen werden. „Anschließend haben wir dort den gleichen Aufbau wie beim Neubau ausgeführt“, berichtet Uwe Horstmann. Einzige Ausnahme: „Da der Altbau nicht als Passivhaus geplant wurde, brauchten wir die Polyurethan-Dämmung hier nur in einer sonst üblichen Stärke von 200 Millimeter auszuführen.“

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