Der vdd Industrieverband Dach- und Dichtungsbahnen e.V. gratuliert allen Preisträgerinnen und Preisträgern und richtet seinen Blick bereits auf den FDC 2024, der im Mai 2024 startet.
Jury-Sitzung des Flachdach Contest 2023
Beim FDC 2023 entscheidet erstmals eine Fachjury mit
22.04.2024
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Kompakt
Beim FDC 2023 entscheidet erstmals eine Fachjury mit
Seit 2021 zeichnet der Flachdach Contest jährlich die besten Flachdachgebäude in Deutschland aus. Ganz gezielt soll damit das enorme Potenzial von genutzten Flachdächern zur Erreichung unserer Klimaziele und zur Verbesserung der Lebensqualität aufgezeigt werden.
Angesichts des kontinuierlichen Anstiegs der teilnehmenden Architekturbüros hat der vdd Industrieverband Dach- und Dichtungsbahnen e.V., als Veranstalter des Wettbewerbs, beschlossen, neben dem Online-Voting zusätzlich eine professionelle Fachjury für die Beurteilung der eingereichten Projekte und die Auszeichnung drei Siegerobjekte einzusetzen. Die Kombination aus Online-Voting und Jury-Bewertung wird der gestiegenen Bedeutung des Wettbewerbs gerecht und schafft gleichzeitig die Basis für einen professionellen Auswahlprozess.
Über den Architektur-Wettbewerb
Der Flachdach Contest sucht jährlich nach den beeindruckendsten Flachdach-Gebäuden. Im Rahmen des bundesweit ausgetragenen Wettbewerbs haben Architektinnen und Architekten die Chance, gelungene Projekte vorzustellen und auszeichnen zu lassen. Die Vielfalt der eingereichten Gebäude kennt dabei keine Grenzen: Egal ob Bürogebäude, Einfamilienhäuser, Schulen, Kitas, umfangreiche Wohnkomplexe, Penthouse-Wohnungen oder Industriegebäude – alle Objekte sind willkommen, solange das Flachdach genutzt wird! Zu den Nutzungsmöglichkeiten zählen unter anderem begrünte Dächer, Dachterrassen (mit oder ohne Bereich für Urban Gardening), Retentionsdächer sowie auf dem Flachdach montierte Solarmodule zur Energiegewinnung. Die Nutzungsarten finden Sie hier auf einen Blick: www.flachdach-contest.de/genutzte-flachdaecher/
Jury-Sitzung beim VCI in Frankfurt
Die offizielle Jury-Sitzung des Flachdach Contest 2023 fand am 20. Februar 2024 in Frankfurt am Main statt. Als Jurorinnen und Juroren ausgewählt worden waren Tim Bauder (Geschäftsführer Marketing & Vertrieb der Bauder GmbH & Co. KG), André Brömmel (Inhaber und Geschäftsführer der Agentur Punktmacher), Dipl.-Ing. (FH) Thomas Haimann (Architekt bei B&V Architekten), Dr.-Ing. Rainer Henseleit (Geschäftsführer des vdd Industrieverband Dach- und Dichtungsbahnen e.V. sowie von Der dichte Bau), Prof. Dr.-Ing. Michaela Hoppe (Architektin, Energieberaterin und Professorin für klimagerechte Architektur), Dipl.-Ing. Stefan Rover (Inhaber von integrale planung) sowie Robert Uhde (Architekturjournalist).
Tim Bauder war nach seinem BWL-Studium in Nürtigen (Bachelor) von 2013 bis 2018 M&A-Berater bei Ernst&Young. 2013 trat er in die Paul Bauder GmbH & Co.KG ein und übernahm dort 2018 gemeinsam mit seinen beiden Brüdern Jan und Mark in vierter Generation die Geschäftsführung. Seit 2022 ist er außerdem Vorsitzender des vdd Industrieverband Dach- und Dichtungsbahnen e.V..
André Brömmel ist seit 2006 Inhaber der Werbeagentur Punktmacher, die sich auf die Branchen Bau, Architektur, Handwerk und Wohnen spezialisiert hat.
Dipl.-Ing. (FH) Thomas Haimann hat an der Frankfurt University of Applied Sciences studiert und arbeitet seit 2007 beim Frankfurter Büro B&V Architekten, das vor zwei Jahren den FDC 21 gewinnen konnte.
Dr.-Ing. Rainer Henseleit hat verschiedene nationale und internationale Verbände gegründet und nach innen und außen vertreten. Seit 1999 ist er Geschäftsführer des vdd Industrieverband Dach- und Dichtungsbahnen e.V. sowie von Der dichte Bau GmbH mit Sitz in Frankfurt/Main.
Prof. Dr.-Ing. Michaela Hoppe hat 2002 ihr Büro für Architektur und Energieberatung gegründet. Seit 2013 ist sie zudem Professorin für das Fachgebiet „Klimagerechte Architektur“ an der School of Architecture Bremen (SoAB).
Dipl.-Ing. Stefan Rover ist Inhaber und Gründer des Architekturbüros integrale planung aus Marburg, das im vergangenen Jahr den FDC 22 gewinnen konnte.
Robert Uhde führt seit 1997 ein eigenes Büro für Architekturjournalismus in Oldenburg. Er schreibt für verschiedene Architekturzeitschriften und diverse Kundenmagazine.
Betrachtung der Objekt-Einreichungen
Schon im Vorfeld der Jury-Sitzung hatten die sieben Jurorinnen und Juroren die Möglichkeit, sämtliche Teilnehmer-Objekte ausgiebig zu sichten. Im Rahmen der Jury-Sitzung am 10. Februar wurden die unterschiedlichen Projekte anhand von Visualisierungen, Fotos und zusätzlichen Fakten zusätzlich an einer großen Wand präsentiert, sodass jetzt erstmal die Möglichkeit bestand, sämtliche Beiträge auf einen Blick zu erfassen.
Die Auswahl der Objekte umfasste Einfamilienhäuser, Wohnanlagen, Schulen, Kindergärten, Universitätsgebäude, Forschungsgebäude, Besucherzentren, Gewerbehallen, Industriegebäude und Bürobauten ebenso wie ein Behindertenwohnheim und ein Parkhaus. Sämtliche Einsendungen waren zwischen Oktober und Dezember 2023 auf verschiedenen Social-Media-Kanälen mit Fotos und Texten der Öffentlichkeit vorgestellt und zur öffentlichen Abstimmung gestellt worden. Ergänzend zu diesen Stimmen aus dem Online-Voting hatten die anwesenden Jurorinnen und Juroren jetzt die Aufgabe, die ersten 12 Plätze des Wettbewerbs endgültig festzulegen.
Bewertungskriterien des Flachdach Contest
Als Basis für das Auswahlverfahren diente eine zuvor aufgestellte Auswahl von sechs verschiedenen Bewertungskriterien. Die Liste umfasste zunächst den „Impact auf das Umfeld“, also die Strahlkraft des jeweiligen Projektes, sein Potenzial zur Nachahmung sowie die Auswirkung auf das direkte Umfeld und die Anwohnenden. Bewertet wurden außerdem die „Zukunftsfähigkeit“, also die Zukunftsfähigkeit und Dauerhaftigkeit der Nutzung, sowie die „Anzahl der Nutzungsarten“, also das Ausnutzen der Möglichkeit, unterschiedliche Flachdachnutzungen zu kombinieren.
Ein weiteres Kriterium für die Entscheidungsfindung war die „Ästhetik“, also die Gestaltungsqualität, auch im Zusammenspiel mit der Umgebung. Ebenfalls in die Bewertung eingeflossen ist die „Originalität des Projektes“, gefasst werden damit eventuelle Besonderheiten bei der Ausführung, bauliche Finessen oder der Ideenreichtum bei der Überwindung von Hindernissen. Und der Aspekt „Idealismus“ beschreibt gleichzeitig die Größe des zu vermutenden ideellen Investments durch den Bauträger im Verhältnis zum erwarteten Return on Invest.
Ablauf der Jury-Bewertung
Um eine breit getragene Entscheidung zu treffen und die aussichtsreichsten Objekte intensiv besprechen zu können, hatten die Jurorinnen und Juroren in einem ersten Schritt zunächst entschieden, zunächst eine Vorauswahl aus den eingereichten Objekten zu treffen. Nach und nach konnte das Kandidatenfeld auf so zwanzig und schließlich auf fünfzehn Objekte reduziert werden.
Aufbauend auf dieser Vorauswahl hatten die Jurorinnen und Juroren die Aufgabe, die verbliebenen Objekte in geheimer Wahl mit einer Punktzahl von 1 bis 10 in den sechs vorab erstellten Kriterien zu bewerten. Nach Auszählung sämtlicher Stimmen wurden sämtliche Punktzahlen addiert und nach einem vorab festgelegten Schlüssel mit den zuvor eingegangenen Online-Stimmen verrechnet.
Im Ergebnis lag damit ein differenziertes Bewertungsergebnis vor, das anschließend als Grundlage für eine intensive Diskussion diente. Ganz bewusst hatten die Jurorinnen und Juroren jetzt die Gelegenheit, ihre persönlichen Einschätzungen zu den verschiedenen Projekten zu äußern und zu begründen, um so die eigene Einschätzung hinterfragen und ggf. ändern zu können. Ebenfalls hinterfragt und auf Praxistauglichkeit überprüft wurde dabei auch die Einordnung und Gewichtung der verschiedenen Bewertungskriterien.
Ermittlung der drei Preisträger
Nach intensivem Austausch und einer weiteren Reduzierung des Teilnehmerfeldes standen schließlich die drei Gewinner-Objekte fest.
Dritter Platz – „Der kleine Prinz“ in München
Platz 3 geht danach an dressler mayerhofer rössler architekten und stadtplaner für ihre Wohnanlage „Der kleine Prinz“ in München. Das auf dem Areal der ehemaligen Prinz-Eugen-Kaserne realisierte Wohnungsbauprojekt umfasst einen sechszeiligen Teppich mit 24 zwei- bis dreigeschossigen Atriumhäusern. In Richtung Süden schließen sich zwei viergeschossige Punkthäuser mit weiteren 15 Wohnungen an.
Das Projekt überzeugt als gelungener Beitrag zur Konversion eines ehemaligen Kasernengeländes. Der hohe ökologische Anspruch der Holzbausiedlung wird durch die Begrünung der Flachdächer gestärkt, die durchgehend mit Sedum bepflanzt sind und damit einen willkommenen Lebensraum für Vögel und Insekten schaffen. Die Dachflächen der Punkthäuser stehen zusätzlich als gemeinsam nutzbare Urban-Gardening-Flächen zur Verfügung. Die Bewohnerinnen und Bewohner haben so die Möglichkeit, ihr eigenes Gemüse anzubauen. Generell bietet die Wohnanlage viele Gelegenheiten und Orte zum Austausch. Die Dachflächen schaffen in diesem Zusammenhang einen zusätzlichen Treffpunkt und fördern so das soziale Miteinander.
Zweiter Platz – Business & Beach Campus in Würzburg
Den zweiten Platz beim FDC 23 verlieh die Jury in Abstimmung mit dem Online-Voting für den „Business & Beach Campus“ in Würzburg, geplant von den Büros archicult GmbH – breunig architekten und Hofmann Keicher Ring Architekten. Der Neubau für einen Druckereigroßhandel punktet insbesondere durch seine vielfältigen Flachdachnutzungen und die intelligente Nachverdichtung einer innerstädtischen Fläche.
Auf dem Flachdach der Logistikhalle ist ein Parkdeck mit 62 Stellflächen entstanden, ohne dass zusätzliche Fläche versiegelt werden musste. Zusätzlich wurden drei Terrassen in Holzbauweise aufgeständert. Die drei „Inseln“ stehen als Sport- und Eventflächen zur Verfügung und bieten so ein attraktives und innovatives Arbeitsumfeld für die Beschäftigten. Die Flachdachflächen der Bürogebäude sind ergänzend als extensive Grünfläche gestaltet und sorgen so für eine verbesserte Biodiversität vor Ort. Die integrierte Photovoltaikanlage trägt zusätzlich zur Stromversorgung bei. Insgesamt schafft es der Business & Beach Campus, die vielfältigen Nutzungsformen geschickt zu vereinen, wodurch es gelingt, die ansonsten eher unspezifische Architektur aufzuwerten. Im Ergebnis wird eine vorbildhafte vertikale Stapelung der Funktionen Firmengelände, Parkflächen, Büroflächen, Freizeit sowie Begrünung und Energie erreicht.
Erster Platz: Wohn- und Geschäftsgebäude in Tübingen
Sieger des FDC 23 ist das Wohn- und Geschäftsgebäude von Dannien Roller Architekten + Partner in Tübingen. Im Rahmen des Projekts haben die Planenden ein spätklassizistisches Wohn- und Geschäftshaus am Rande der Tübinger Altstadt umgebaut und durch einen eingeschossigen Anbau als eigenen Bürositz erweitert. Charakteristisch ist die schräg abfallende, dabei dreifach terrassierte Dachlandschaft, die sich sensibel in die Hanglage des Grundstücks oberhalb der mittelalterlichen Stadtmauer einfügt und damit ganz selbstverständlich Bestandteil der vorgegebenen Topografie wird. Im Zusammenspiel wurde eine respektvolle Einbindung in das historische Stadtgefüge erreicht, die Alt und Neu harmonisch zusammenfügt.
Der Neubau zeigt eine anspruchsvolle Neunutzung einer bislang ungenutzten innerstädtischen Brache. Das begrünte Flachdach schafft dabei einen willkommenen Lebensraum für Vögel und Insekten und ermöglicht so deutlich mehr Biodiversität. Hinzu kommt, dass die Flachdachfläche von den angrenzenden Altbauten aus einsehbar ist. Die Begrünung bietet deshalb auch für Anwohnerinnen und Anwohner eine deutliche Aufwertung des Standortes und wird so ihrer Rolle als fünfte Fassade gerecht. Im Ergebnis zeigt der Entwurf damit exemplarisch auf, wie sich innerstädtische Brachen intelligent nutzen lassen und welche Rolle begrünte Flachdächer dabei spielen können.
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