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„Die Weiße Stadt“

Großsiedlung Schillerpromenade in Berlin

24.08.2022

Baujahr: 1930

Berlin

Die Großsiedlung in der Schillerpromenade verdankt ihren Spitznamen „Die Weiße Stadt“ maßgeblich ihren strahlend-weiß verputzten Fassaden. © Foto: Icopal GmbH
© Die Großsiedlung in der Schillerpromenade verdankt ihren Spitznamen „Die Weiße Stadt“ maßgeblich ihren strahlend-weiß verputzten Fassaden. © Foto: Icopal GmbH

Kompakt

Objekt: Weiße Stadt Berlin
Standort: Berlin Reinickendorf, Schillerpromenade
Architekten: Bruno Ahrends, Wilhelm Büning und Otto Rudolf Salvisberg
Fertigstellung: 1929 - 1930
Eigentümer: Deutsche Wohnen
Dachabdichtung: Georg Ebell GmbH & Co. Dachdeckerei KG, Berlin

„Die Weiße Stadt“

Großsiedlung Schillerpromenade in Berlin

Die zwischen 1929 und 1931 errichtete „Weiße Stadt“ gehört zu den bedeutendsten Großsiedlungen der Berliner Moderne. Bei der jüngsten Instandhaltung der Häuser musste eine Dachfläche von 25.000 Quadratmetern saniert werden. Die zweilagige Abdichtung mit Elastomerbitumenbahnen ermöglicht dabei einen dauerhaften Schutz gegen eindringende Feuchtigkeit.

In den 1920er-Jahren galt Berlin neben Wien als international beachtetes Vorbild für den Sozialen Wohnungsbau. Um die drängende Wohnungsnot nach dem Ersten Weltkrieg zu lindern, entstanden innerhalb weniger Jahre zahlreiche Großsiedlungen in unterschiedlichen Bezirken der Stadt, die zusammen mehr als 100.000 kostengünstige Wohnungen bereitstellten. 2008 wurden sechs dieser Siedlungen aus der Zeit der klassischen Moderne gemeinsam als UNESCO-Welterbe „Siedlungen der Berliner Moderne“ eingestuft. Dazu zählt auch die zwischen 1929 bis 1931 auf einer Fläche von 14 Hektar erbaute Großsiedlung Schillerpromenade, die aufgrund ihrer strahlend-weiß verputzten Häuser bis heute „Die Weiße Stadt“ genannt wird.

Ähnlich wie die fast zeitgleich entstandene Siemensstadt wurde auch die seinerzeit durch die Gemeinnützige Heimstättengesellschaft Primus mbH in Auftrag gegebene und seit 2006 zum Bestand der Deutsche Wohnen gehörende „Weiße Stadt“ im Stil der Neuen Sachlichkeit errichtet. In enger Zusammenarbeit der drei Architekten Bruno Ahrends, Wilhelm Büning und Otto Rudolf Salvisberg und unter Zuhilfenahme rationaler Fertigungsmethoden entstand eine großflächige Siedlung mit offen gruppierten, jeweils drei- bis fünfgeschossigen Rand- und Zeilenbauten, die gemeinsam 1.286 moderne und bezahlbare 1- bis 3,5-Zimmer-Wohnungen bereitstellen.

Licht, Luft und Komfort

Sämtliche Einheiten waren für damalige Verhältnisse höchst komfortabel mit Küche, Bad, Loggia und mit Heizung ausgestattet. Einen großen Luxus bedeuteten außerdem die zwischen den einzelnen Bauten angelegten, dabei fließend ineinander übergehenden Grünräume, die im Gegensatz zu den seinerzeit hoffnungslos überbelegten „Mietskasernen“ mit ihren dunklen Hinterhöfen ein gesundes Wohnen viel Licht, Luft und Sonne ermöglichen sollten.

Die markantesten Gebäude der Weißen Stadt sind das fünfgeschossige Brückenhaus über der Aroser Allee und die aus der Straßenflucht hervortretenden Torhäuser an der Emmentaler Straße. Einen zusätzlichen Blickfang bieten die lebhaften Farbakzente an Dachüberständen, Fensterrahmen, Regenfallrohren oder Eingangstüren, die als Kontrast das Weiß der Fassaden unterstreichen. Komplettiert wird die großflächige Anlage durch eine hochwertige und bis heute vorbildhafte Infrastruktur, die unter anderem ein mittlerweile abgebrochenes Heizkraftwerk mit angegliederter Zentralwäscherei sowie Kindergarten, Volksschule, Ärztehaus, Apotheke und 24 dezentral verteilte Ladengeschäfte umfasste.

Umfangreiche Sanierungsmaßnahmen

Die erste Grundsanierung der Siedlung erfolgte bereits zwischen 1949 und 1954 entsprechend dem bauzeitlichen Vorbild. Seit 1982 sorgt außerdem ein denkmalpflegerisches Erneuerungsprogramm 
für regelmäßige Instandsetzungen der Gebäude. Darauf aufbauend wurde 2008 ein umfangreiches Energie- und Holzschutzgutachten für die Siedlung in Auftrag gegeben, in dem unter anderem festgestellt wurde, dass die Dachstühle der Häuser weitgehend ungedämmt und in einigen Bereichen stark beschädigt waren. Schon kurz darauf wurde deshalb mit der nachhaltigen Sanierung und Instandsetzung der Fassaden, Treppenhäuser, Laubengänge und Balkone begonnen. Parallel dazu wurde auch die insgesamt rund 25.000 Quadratmeter große Dachfläche umfangreich saniert.

Im Rahmen der Maßnahme wurden ausgehend vom bestehenden Kaltdachaufbau zunächst der aufgeständerte Dachstuhl saniert und eine neue Holzschalung sowie eine 200 Millimeter starke Mineralwolldämmung eingebracht. Im nächsten Schritt konnten die Dachdecker der beauftragten Ebell GmbH aus Berlin dann mit der Abdichtung beginnen: „Um Qualität, Nachhaltigkeit und kostensparender Wartungsaufwand zu verbinden, kam ein zweilagiger Systemdachaufbau zum Einsatz“, berichtet der zuständige Projektleiter der Georg Ebell GmbH & Co. Dachdeckerei KG. Oberhalb der 24 Millimeter dicken Rauhspundschalung wurde dabei zunächst eine kaltselbstklebende Elastomerbitumenbahn aufgebracht, als Oberlagsbahn wurde eine Elastomerbitumen-Schweißbahn mit einer hochwertigen Kombinationsträgereinlage verlegt.

Parallel zur Sanierung der Dachabdichtung wurde die ursprüngliche Farbgebung der Dachkästen wiederhergestellt und außerdem eine Farb- und Treppenhaussanierung durchgeführt: „Die damals schon durch lebhafte Farbakzente in Szene gesetzten Dachüberstände, Fensterrahmen, Regenfallrohre und Eingangstüren sind dabei komplett erhalten geblieben und bilden einen starken Kontrast zu den in Weiß gehaltenen Fassaden“, fasst der Projektleiter den optischen Eindruck zusammen. Der ursprüngliche Zustand der Häuser konnte somit komplett wieder hergestellt werden.

Vorteile bei der Sanierung

Zur Entstehungszeit der „Weißen Stadt“ vor nunmehr neunzig Jahren waren Flachdächer noch eine vergleichsweise neue Entwicklung. Zur Abdichtung kam dabei regelmäßig Teerdachpappe zum Einsatz. Fast zeitgleich wurden seinerzeit auch bereits die ersten DIN-Normen für Bitumendachpappen etabliert. Nach und nach gelang es so, die Qualitätsstandards immer weiter zu verbessern, neue Verarbeitungsmöglichkeiten zu entwickeln und neue Materialien für die Herstellung nutzbar zu machen. Einen wichtigen Meilenstein bedeutete dabei vor allem die Entwicklung von polymermodifizierten Bitumenmassen seit Mitte der 1970er-Jahre. Die Zugabe von Elastomeren oder Plastomeren ermöglicht nicht nur eine deutliche Verbesserung der Kälteflexibilität und Wärmestandfestigkeit, sondern sie optimiert auch die elastische Verformbarkeit und das Alterungsverhalten von Bitumenbahnen.

Die heute verwendeten High-Tech-Bitumenbahnen sind das Ergebnis dieser fortlaufenden Produktentwicklung. Sie verbinden eine hohe Material- und Verarbeitungsvielfalt mit einer optimierten Temperaturbeständigkeit und mechanischen Belastbarkeit und lassen sich gleichzeitig sicher in einem zweilagigen Aufbau verarbeiten.

Große Vorteile bieten Bitumenbahnen insbesondere bei der Sanierung. Denn bei einer anfallenden Modernisierung der Dachabdichtung können schadhafte Stellen in vielen Fällen einfach durch eine weitere Lage Bitumenbahnen ausgebessert werden. Die Basis für eine solch langfristige Nutzbarkeit ist zunächst eine regelmäßige Inspektion im Verbund mit einer fachgerechten Wartung, bei der neben dem Zustand der Dachabdichtung auch sämtliche An- und Abschlüsse sowie Durchdringungen untersucht werden. Ein Fachmann kann dabei sicher erkennen, ob gegebenenfalls Maßnahmen zur Instandsetzung erforderlich sind, um die Dichtigkeit des Daches auch langfristig zu erhalten.

Je nach Zustand, Art und Belastung der Dachabdichtung muss dann entschieden werden, ob eine Wartung, Instandsetzung oder eine komplette Erneuerung erfolgen soll. In aller Regel lassen sich schadhafte Stellen dabei einfach durch eine weitere Lage mit speziellen Sanierungsbahnen aus Bitumen ausbessern. Die vorhandene Abdichtung kann dabei aufgrund der guten Materialverträglichkeit von Bitumenbahnen in vielen Fällen auf dem Dach belassen werden. Das spart nicht nur Kosten, sondern sorgt durch die zusätzlich aufgebrachte Schicht gleichzeitig auch für eine weiter optimierte Sicherheit der Dachabdichtung.

Technische Regeln

Alles was bei der Abdichtung oder Sanierung von Flachdächern beachtet werden muss, lässt sich nachschlagen im Band „Technische Regeln - abc der Bitumenbahnen“. Das Buch ist wahlweise auch als E-Book für Smartphones und Tablet-PCs erhältlich. Auf 328 Seiten bietet es eine umfassende Grundlage für die Planung und Ausführung von Abdichtungen mit Polymerbitumen- und Bitumenbahnen. Die 6. Auflage vom November 2017 wurde vollständig überarbeitet unter Berücksichtigung der Normenreihe DIN 18531 bis DIN 18535. Hier geht es zum abc: derdichtebau.de/abc

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Lukas Hohbein
15.02.2023 - 07:40 Uhr

Toller Bericht.

André Brömmel
09.03.2023 - 10:36 Uhr

Das sieht prima aus.