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Verseidag-Fabrik in Krefeld

Von der Krawattenfabrik zum „Mies van der Rohe Business Park“

13.11.2022

Baujahr: 1935

Krefeld

© Verseidag-Fabrik Krefeld, Foto: Der Unfassbare

Kompakt

Objekt: Verseidag-Fabrik Krefeld
Standort: Industriestraße 56, Krefeld
Architekt 1931-1935: Ludwig Mies van der Rohe
Architekt Sanierung 2000-2002: Architekturbüro Karl-H. Eick, Krefeld
Dachsanierung 2000-2001: Georg Krella GmbH, Viersen

Verseidag-Fabrik

Der nach Plänen von Ludwig Mies van der Rohe seit 1931 errichtete Firmensitz der Verseidag AG (Vereinigte Seidenwebereien) in Krefeld zählt neben dem Fagus-Werk in Alfeld von Walter Gropius und Schacht 12 der Essener Zeche Zollverein von Fritz Schupp zu den bedeutendsten Industriedenkmälern aus der Zeit des Neuen Bauens. Überdies integriert das Projekt das einzige Produktionsgebäude, das Mies van der Rohe in seiner langen Laufbahn realisiert hat. Auftraggeber des Standortes waren die beiden Seidenfabrikanten Hermann Lange und Josef Esters, für die der damalige Bauhaus-Direktor kurz zuvor bereits ihre avantgardistischen Wohnhäuser realisiert hatte.

 

Ausgehend von den vielfältigen Erfordernissen des Unternehmens entstand ein vielschichtiges Produktions- und Verwaltungsgelände, dessen zentraler Baustein das zweigeschossige Färberei- und HE-Gebäude mit seinen vier angrenzenden Sheddachhallen ist. Der Bau war 1931 mit einer Höhe von lediglich zwei Geschossen errichtet worden, wurde aber bereits vier Jahre später um zwei Stockwerke erweitert. Er beherbergte neben der firmeneigenen Färberei auch Lager- und Kontorräume für Herren-Futterstoffe (HE). Kennzeichnend für seine Architektur sind die schlichte kubische Grundform im Zusammenspiel mit den großflächigen Fensterbändern und den weiß verputzten Fassaden. Der schmale Sockel und das Innere des Haupttreppenhauses wurden im Kontrast mit rot-braunen Klinkern umgesetzt.

Bis 1937 entstanden auf dem Gelände mehrere weitere Gebäude, die sämtlich die Formensprache des HE-Gebäudes aufgreifen – darunter ein Kesselhaus, ein Gebäude für die Warendurchsicht mit dem prägnanten Uhrenturm, ein Pförtnerhaus sowie ein Bürotrakt mit weiteren Sheddachhallen.

Denkmalgerechte Sanierung

Schon wenige Jahre nach seiner Fertigstellung wurde das Verseidag-Areal während des Krieges stark beschädigt und anschließend nur in Teilen notdürftig wieder aufgebaut. Das ursprüngliche Raumkonzept war dabei durch zahlreiche Einbauten kaum noch erkennbar. Die Chance für eine originalgetreue Sanierung einzelner Bauten ergab sich erst Jahrzehnte später, als das HE-Gebäude 1999 unter Denkmalschutz gestellt und anschließend durch den Krefelder Architekten Karl-Heinrich Eick gemeinsam mit den Düsseldorfer Innenarchitekten raumkontor sukzessive in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt wurde. Neben umfangreichen Maßnahmen zur Fassadensanierung stand dabei vor allem die Wiederherstellung der freien Raumfolgen im Blickpunkt.

Trotz der umfangreichen Sanierung folgte 2009 das Ende der Produktion auf dem Verseidag-Gelände. Nach einigen Jahren des Leerstandes wird das 80.000 Quadratmeter große Areal aber aktuell zum „Mies van der Rohe Business Park“ umgewandelt. Das Projekt bietet lichtdurchflutete Büros und Gewerberäume sowie weitläufige Hallen mit industriellem Flair für unterschiedlichste Unternehmen. Ein Teil der Räumlichkeiten ist bereits vermietet, weitere Flächen sollen noch saniert werden.

 

Umfangreiche Dachsanierung

Ein wichtiger Bestandteil der 2001 durchgeführten Sanierung des HE-Gebäudes betraf die Neuabdichtung der 1.050 Quadratmeter großen Flachdachfläche durch die Georg Krella GmbH aus dem nahe gelegenen Viersen: „Nach einer eingehenden Begehung des Daches und in enger Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz hatten wir damals entschieden, die im Zuge vorheriger Dachsanierungen aufgetragenen Bitumenbahnen komplett beizubehalten und durch einen neuen Warmdachaufbau mit einlagiger Bitumenabdichtungsbahn zu ergänzen“, beschreibt Architekt Karl-Heinrich Eick den Umfang der Maßnahme.

In einem ersten Schritt musste die vorhandene Fläche dazu zunächst gut deckend mit einem Bitumenvoranstrich gestrichen werden. Direkt darüber kam eine 120 Millimeter starke Dämmung aus Polystyrol zum Einsatz. Die Neigung von zwei Prozent ermöglicht dabei einen sicheren Abfluss von Regenwasser. Als Oberlagsbahn wurde abschließend eine beschieferte und für eine einlagige Sanierung geeignete Plastomerbitumenbahn APP 200 S5 vollflächig aufgeschweißt. Im Zusammenspiel mit der vorhandenen Abdichtung ist damit sichergestellt, dass das HE-Gebäude auch bei verändertem Nutzungskonzept langfristig gegen Feuchtigkeit geschützt ist.

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