Objekt: Hufeisensiedlung Berlin
Standort: Berlin-Britz
Architekt 1925 - 1930: Bruno Taut und Martin Wagner
Sanierung Tautes Heim: Ben Buschfeld und Katrin Lesser
Dachsanierung Tautes Heim: Dachdecker- und Bauklempnerei Bretsch, Berlin
Zu den drängendsten Problemen des frühen 20. Jahrhunderts zählte die Schaffung von kostengünstigem Wohnraum für die wachsende Stadtbevölkerung. Das galt vor allem für die Hauptstadt Berlin, deren Einwohnerzahl in den Jahrzehnten vor 1920 rasant angestiegen war und wo mittlerweile mehr als 100.000 Wohnungen fehlten. Um diesen riesigen Bedarf zu decken, entstanden innerhalb weniger Jahre zahlreiche Großsiedlungen, die überwiegend mit industriellen Arbeitsmethoden und mit typisierten Grundrissen ausgeführt wurden. Darunter ist auch die zwischen 1925 und 1930 in mehreren Bauabschnitten nach Plänen von Bruno Taut, Martin Wagner und dem Landschaftsarchitekten Leberecht Migge errichtete Hufeisensiedlung im Ortsteil Britz, die viele der am Bauhaus vertretenen Gestaltungsprinzipien aufweist.
Die 2008 gemeinsam mit fünf anderen Berliner Großsiedlungen zum UNESCO-Welterbe „Siedlungen der Berliner Moderne“ ernannte Anlage erstreckt sich über eine Fläche von rund 30 Hektar und stellt insgesamt 1285 Wohnungen in straßenbegleitend gesetzten dreigeschossigen Bauten sowie 679 Reihenhäuser mit Gärten zur Verfügung. Namensgebendes Kennzeichen der Anlage ist das 350 Meter lange, dabei hufeisenförmig geschwungene Hauptgebäude im Zentrum der Bebauung. Um diesen zentralen Bau herum finden sich mehrere Straßenzüge in Zeilenbauweise, die bei den Reihenhäusern anfangs mit ziegelgedeckten Giebeldächern, später aber auch mit flachen Pultdächern ausgeführt wurden. Je nach Entstehungsjahr lassen sich dabei unterschiedliche architektonische Leitbilder wie Gartenstadtbewegung, Reformwohnungsbau oder Neues Bauen ablesen.
Neben der ungewöhnlichen Anordnung stechen insbesondere die variantenreiche Detaillierung sowie die auffällige Farbgebung der Häuser hervor. Je nach Standort wird das Bild durch dezent vor- oder zurückspringende Häusergruppen, durch kontrastreich abgesetzte Fenster und Eingänge, durch dunkelrote, ockergelbe oder leuchtend blaue Kratzputzfassaden sowie durch gelbe und rote Klinkerverblendungen an den Gebäudeecken bestimmt. Und auch im Innenbereich herrschten zur Bauzeit kräftige Farben vor. Gut erleben lässt sich dieses Ambiente in dem seit 2012 mietbaren Ferienhaus „Tautes Heim“, das von den beiden Eigentümern Ben Buschfeld und Katrin Lesser in weitgehender Eigenleistung originalgerecht wiederhergestellt und im Stil der 1920er-Jahre und mit Bauhaus-Design möbliert wurde.