Die unverwechselbarste Handschrift der Architektur des flachen Daches ist ohne Zweifel die Architektur des Bauhauses. Nach der unentwirrbaren überladenen Stilepoche des Fin du Siécle und der Architektur des Jugendstils setzte sich in allen Bereichen des menschlichen Denkens der Wunsch nach klaren Linien, nach Einfachheit und Schlichtheit durch. Im Bereich des Bauens gleichermaßen wie in den Bereichen der Grafik und der Typographie ging es mit der Romantik zu Ende und hin zu einer Architektur mit eigenen klaren Konzepten und Ideen. Wie vorher erwähnt, war dies eine Bewegung, die sich in gleichem Maße in der Malerei und in der Plastik wiederspiegeln, der Weg zu klaren Formen, die sich aus Kegel, Kugel, Zylinder ergeben. Zu dieser Zeit entstanden Bauten, wie das Haus Schröder in Utrecht von Gerrit Thomas Rietveld 1924, wie das Wohnhaus in Warren in Kalifornien durch den Architekten Richard Neutra, das Fox-River-House in Plano, Illinois von Mies van der Rohe oder die Villa Savoy von Le Corbusier sind Beispiele dieser Architektur, in der der Baukubus ohne sichtbares Dach und die Dachterrasse entscheidende gestalterische Elemente waren. Die Architektur wurde auf die einfachsten geometrischen Grundformen reduziert. Das flache Dach, bauphysikalisch damals eine noch unbekannte Größe, wurde formal durchgesetzt und die Technik aus den fortgeschrittenen Materialien erlaubte es, derart fast gefällelose Dächer sicher abzudichten. In Deutschland waren auf diesem Gebiet junge Architekten, wie der Frankfurter Max Meid führend. Sie erkannten, das die Auflockerung des Grundrisses die bewegte und ungezwungene Folge der Räume unter Abkehr von den alten Raumfluchten, die unterschiedliche Gestaltung des Baukörpers mit dem Flachdach besser zu machen war. Die Freiheit der Planung gewann mit dem flachen Dach nicht nur im Falle von Hangbebauungen sondern auch durch die optimale Ausnutzung des Grundrisses weiter an Bedeutung. Die Weißenhofsiedlung in Stuttgart ist ein beredtes Beispiel dieser Epoche.