Durch ihre programmatische Ausrichtung und die funktional-geometrische, seinerzeit radikal moderne Architektur ihrer unterschiedlichen Bauten gilt die 1927 in Hanglage auf dem Stuttgarter Killesberg errichtete Weißenhofsiedlung bis heute als Prototyp des Neuen Bauens. Die vom Deutschen Werkbund initiierte und unter der künstlerischen Gesamtleitung von Ludwig Mies van der Rohe von führenden Architekten der Zeit umgesetzte Siedlung war als zentraler Bestandteil der Ausstellung „Die Wohnung“ konzipiert, die seinerzeit an verschiedenen Standorten in Stuttgart stattfand. Sie umfasst 21 Häuser mit insgesamt 63 Wohnungen, die unter Einsatz neuer Baumaterialien und rationeller Baumethoden in einer extrem kurzen Bauzeit von lediglich 21 Wochen errichtet werden konnten.
An der Umsetzung der Siedlung beteiligt waren 17 Architekten aus Deutschland, den Niederlanden, der Schweiz, Belgien und Österreich, darunter Ludwig Mies van der Rohe, Walter Gropius, Le Corbusier, Hans Scharoun, Mart Stam, Jacobus Johannes Pieter Oud, Hans Poelzig, Peter Behrens sowie die Brüder Max und Bruno Taut. Entsprechend vielfältig präsentiert sich die Architektur der einzelnen Bauten: Zu sehen sind typisierte Wohnbauten für die kostengünstige Massenproduktion ebenso wie individuell gestaltete Einfamilienhäuser in unterschiedlichster Ausprägung.
Zu den bekanntesten Projekten der Weißenhofsiedlung zählt der viergeschossige Wohnblock von Ludwig Mies van der Rohe. Der streng reduzierte, optisch durch langgestreckte horizontale Fensterbänder untergliederte Bau setzt sich zusammen aus vier Reihenhäusern, die insgesamt 24 Mietwohnungen mit Flächen zwischen 48 und 80 Quadratmetern zur Verfügung stellen. Die Ausbildung des Hauses als moderne Stahlskelettkonstruktion ermöglichte dabei die Umsetzung unterschiedlicher Grundrisse mit beweglichen, nichttragenden Trennwänden.