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Posthof Niddastraße

Sanierungskonzept des Posthofs am Frankfurter Hauptbahnhof

09.11.2022

Baujahr: unknown

Frankfurt am Main

© Sanierung der Niddastraße, Frankfurt; Foto: MyYellow

Kompakt

Objekt: Posthof Niddastraße
Standort: Frankfurt
Sanierungsplanung: NH Planung Beratung Bauleitung Norbert Holzhäuser, Bad Homburg
Dachabdichtung: Gernot Berner GmbH, Frankfurt
Ausführungszeit: 2013

Posthof Niddastrasse

Nur wenige hundert Meter vom Frankfurter Hauptbahnhof entfernt ist ein noch aus der Gründerzeit stammender viergeschossiger Gebäudekomplex grundlegend modernisiert und erweitert worden. Im Zuge der umfangreichen Sanierungsmaßnahmen wurde der aus zwei Baukörpern bestehende, dabei U-förmig um einen Innenhof angeordnete „Posthof“ nach Plänen des vor Ort ansässigen Büros Jo. Franzke Architekten neu untergliedert und durch eine neue Erschließung ergänzt. Auch die Abdichtung der insgesamt rund 1.900 Quadratmeter großen Flachdachflächen stand zur Sanierung an.

Die Frankfurter Niddastraße wird durch ein Zusammenspiel von historischen Gründerzeitbauten mit unterschiedlichen Stilelementen und modernen Bürogebäuden geprägt. Zu den erhalten gebliebenen Altbaukomplexen zählt der an der Kreuzung zur Ludwigstraße gelegene, aus zwei unterschiedlich großen Baukörpern zusammengesetzte, „Posthof“.

Zu neuem Leben erweckt

Entlang der Niddastraße trifft der Blick oberhalb des Sandsteinsockels auf unterschiedlich ausgebildete Backsteinfassaden; den tiefroten Steinen in Richtung Südwesten stehen dabei farblich abgesetzt gelbe Steine im nordöstlich angrenzenden Gebäudetrakt gegenüber. Eine Ausnahme bildet lediglich das leicht zurückversetzte dritte Obergeschoss, das alternativ mit hellen Putzfassaden errichtet wurde. Der Gebäuderiegel entlang der Ludwigstraße wurde dagegen durchgehend mit einer weißen Putzfassade gestaltet. Unmittelbar angrenzend findet sich hier der Zugang zum Innenhof des Komplexes mit der hofseitigen Erschließung des Gebäudes.

Inzwischen ist der Komplex nach Plänen des Frankfurter Büros Jo. Franzke Architekten umfassend modernisiert und erweitert worden. Nach Fertigstellung der Maßnahme integriert der jahrzehntelang durch die Post genutzte Gebäudekomplex jetzt flexibel nutzbare und unterschiedlich große Büroeinheiten in zentraler Lage für unterschiedlichste Firmen.

Umfangreiche Dacharbeiten

Ein wichtiger Baustein der umfangreichen Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen war die Sanierung der insgesamt rund 1.900 Quadratmeter großen Flachdachflächen des Gebäudes. Mit der Durchführung der Maßnahmen war das vor Ort ansässige Dachbauunternehmen Gernot Berner beauftragt worden, das seit mehr als 40 Jahren bundesweit tätig ist und das zuletzt unter anderem die Dachbauarbeiten an der Halle 11 der Messe in Frankfurt durchgeführt hat. Auf Basis der eingehenden Voruntersuchungen war bereits im Vorfeld entschieden worden, lediglich die Dachflächen des mittig entlang der Niddastraße gelegenen Gebäuderiegels komplett zu sanieren und neu abzudichten. Bei der Sanierung der Dachflächen der beiden Seitenflügel reichte es dagegen aus, eine zusätzliche Polymerbitumenbahn auf der bestehenden, rund 15 Jahre alten Bitumenabdichtung aufzuschweißen.

Neue Abdichtung im zentralen Mittelteil

Für eine funktionierende Logistik hatten die Dachdecker ihre Ar-beiten auf dem rund 1.100 Quadratmeter großen mittig gelegenen Gebäudeteil begonnen. Für einen optimierten Arbeitsablauf auf der leicht abschüssigen Dachfläche wurden die anliegende Fassade zum Innenhof eingerüstet und sämtliche Dachränder zum Innenhof zusätzlich mit einer Absturzsicherung versehen. Anschließend musste dann zunächst die vorhandene Holz-Unterkonstruktion auf dem Dach abgebrochen werden. Um während der gesamten Sanierungsarbeiten eine durchgehend wasserdichte Konstruktion zu erhalten, wurden in mehreren Schritten jeweils kleinere Abschnitte der Konstruktion abgebrochen, um auf den betreffenden Bereichen dann sogleich eine neue Dampfsperrbahn aus Elastomerbitumen verlegen zu können.

„Nach der Fertigstellung dieser Vorarbeiten konnte dann entsprechend dem gewählten Aufbau als Warmdach mit dem Verlegen der Wärmedämmung aus EPS begonnen werden“, beschreibt Projektleiter Timo Berner den Prozess vor Ort. Direkt darüber wurde dann als erste Abdichtungslage eine Elastomerbitumen-Kaltselbstklebebahn vollflächig verlegt, bevor abschließend eine Oberlagsbahn aus Elastomerbitumen aufgeschweißt werden konnte. Das Gefälle der Dachabdichtung von zwei Prozent vom Hochpunkt in der Gebäudemitte bis zum Tiefpunkt entlang der Traufe stellt dabei einen zügigen Ablauf von Regenwasser sicher, so dass es auch bei stärkeren und lang anhaltenden Regenfällen nicht zu Pfützenbildung auf der Dachfläche kommen kann.

Detailausbildung

Im Zuge der Abdichtungsarbeiten erfolgte auch der Anschluss der Bitumenabdichtung an die vorgehängte Dachrinne. Eine weitere Herausforderung bildete der Anschluss an die vorhandenen Lüftungsrohre und Einzelanschlagspunkte, mit deren Hilfe spätere untergeordnete Arbeiten sowie Wartungsgänge auf dem Dach auch ohne Gerüst ermöglicht werden. Um hier eine bautechnisch sichere Lösung zu erzielen, wurden Formteile passend zu dem verwendeten System verwendet. Im nächsten Schritt konnte dann die Oberlagsbahn bis an das Detail herangeführt und aufgeschweißt werden.

Als weitere Maßnahme wurde entsprechend der Brandschutzauf-lagen ein 1,20 Meter breiter Brandschutzriegel aus nicht brennbarer, mit Vlies kaschierter Mineralfaser-Gefälledämmung mit einem Flammpunkt von über 1.000° Celsius eingefügt und mit dem Untergrund verklebt. Um das Bauteil an die übrige Abdichtung anzuschließen, wurde die Wärmedämmung in diesem Bereich entsprechend bis an den Brandschutzriegel herangeführt. Hier wurde bereits in der Planungsphase darauf geachtet, dass die unterschiedlichen Dämmstoffarten, Mineralfaser- und EPS-Dämmstoff optimal aufeinander abgestimmt waren. Dadurch wurden die Anpassungsarbeiten der unterschiedlichen Materialien minimiert und ein wirtschaftliches Arbeiten ermöglicht. So entstand eine gleichmäßige, homogene Fläche.

Sanierung der Dachabdichtung der beiden Seitenflügel

Zeitgleich mit den Abbrucharbeiten am Dach des mittleren Ge-bäudes hatten die Mitarbeiter der Gernot Berner GmbH auch bereits die beiden Seitenflügel des Gebäudes mit Netzen abgesichert um dort mit den Sanierungsarbeiten beginnen zu können. Über dem vorhandenen Warmdachaufbau mit einlagiger Elastomer-Bitumenschweißbahn wurde hier zunächst ein Bitumenvoranstrich aufgebracht und dann abschließend eine neue Oberschicht aus Polymerbitumen aufgebracht. Die Bahn ist auf ihrer Unterseite mit Therm-Streifen ausgestattet, die eine unterbrochen streifenweise Verklebung ermöglichen. „Der damit dauerhaft gewährleistete Dampfdruckausgleich sorgt dafür, eventuell vorhandene Feuchtigkeit aus dem alten Dachaufbau zu verteilen“, erklärt Timo Berner das Funktionsprinzip.

Als zusätzliches Detail erfolgte der Anschluss der Elastomer-Bitumenschweißbahn an die beiden vorhandenen Schornsteine. Um hier eine langfristig sichere Lösung zu erhalten, wurden zunächst Eckkeile aus Dämmstoff im Übergang zwischen waagerechter und senkrechter Fläche eingefügt und im Anschluss oberhalb der vorhandenen Abdichtung und des Bitumenvoranstrichs entsprechend große Zuschnittstreifen der neu aufgebrachten Oberlagsbahn aufgeschweißt. Gegen Abrutschen wurden die Bahnen zusätzlich mit einer Klemmschiene sicher montiert.

Zur Durchführung der verschiedenen Abdichtungsarbeiten war das Team der Gernot Berner GmbH je nach Baufortschritt mit vier bis zwölf Mitarbeitern vor Ort. Durch eine sorgfältige Planung, eine optimierte Baustellenlogistik und die exakt terminierte Bestellung der unterschiedlichen Werkstoffe konnten dabei während des gesamten Ablaufes die eng begrenzten Arbeitsflächen auf dem Dach weitgehend freigehalten werden. Auf dieser Grundlage war es problemlos möglich, die Dachfläche des Posthofs wie geplant nach sechs Wochen fertigzustellen und zu übergeben.

Experteninterview

Interview mit Timo Berner, Gernot Berner GmbH

Welche Maßnahmen mussten bei der Dachabdichtung des Posthofes durchgeführt werden?

Timo Berner: Die Dachfläche des mittig gelegenen Gebäudeteils musste komplett saniert werden. Bei den beiden Seitenflügel reichte es dagegen aus, eine zusätzliche Polymerbitumenbahn auf der bestehenden, rund 15 Jahre alten Bitumenabdichtung aufzuschweißen.
 

Was waren die größten Herausforderungen bei dem Projekt?

Eine Herausforderung waren die zahlreichen Details und die enge Terminierung. Durch eine sorgfältige Planung, eine optimierte Baustellenlogistik und die exakt terminierte Bestellung der unterschiedlichen Werkstoffe konnten wir das Projekt aber wie geplant nach sechs Wochen fertigstellen.

Welche zusätzlichen Details mussten berücksichtigt werden?

Timo Berner: Im Zuge der Arbeiten haben wir unter anderem einen Brandschutzriegel aus nicht brennbarer Mineralwolle eingebaut, um so bei Gefahr das Ausbreiten eines Brandes zu verhindern. Darüber hinaus mussten wir den Anschluss an zwei Schornsteine ausbilden.

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